Bericht vom Zofinger Tagblatt vom 7.1.2021 – geschrieben von Michael Wyss
Selbst er macht neue Erfahrungen
Der ehemalige TV-Dagmersellen-Torhüter André Willimann spielt seit vergangener Saison für den RTV Basel. Das ist in den letzten gut zehn Jahren bereits die fünfte Station des 35-Jährigen in der Nationalliga der Handballer.
15 Partien hat der in Wikon wohnhafte André Willimann in der Saison 2020/21 bisher in der höchsten Liga für den RTV Basel absolviert. Laut Statistik des Schweizerischen Handballverbandes (SHV) hat er dabei 151 von 504 Bällen auf sein Tor stoppen können. Das ergibt eine Abwehrquote von ziemlich genau 30 Prozent.
«Ich bin einigermassen zufrieden mit meinen bisherigen Leistungen», sagt André Willimann, «wer mich kennt, weiss aber, dass ich sehr ehrgeizig bin und immer noch ein bisschen mehr von mir erwarte.»
So erstaunt es nicht weiter, dass er trotz Zwischenrang acht auch noch Verbesserungspotenzial bei seiner Mannschaft sieht:
«Es ist bis jetzt nicht schlecht und in etwa wie erwartet gelaufen, aber wir haben trotzdem noch Luft nach oben.»
Für den 35-jährigen, 190 cm grossen Goalie des RTV Basel ist klar:
«Wir wollen am Ende der Qualifikation unter den besten acht sein und damit direkt in die Playoffs einziehen. Das müsste eigentlich möglich sein.»
Auch die Trainingssituation ist nicht einfach Nach der 22:33 Niederlage am 22. Dezember gegen den Tabellenzweiten Kriens-Luzern hatten Willimann und seine Teamkollegen gut zwei Wochen frei, bevor es heute Donnerstag mit dem Training wieder losgeht. Der nächste Ernstkampf steht dann am 30. Januar zuhause gegen Wacker Thun auf dem Programm.
«Wie das Training bis dahin aussieht, wissen wir noch nicht genau»,
sagt André Willimann, der etwa 70 Prozent beim in Dagmersellen ansässigen Familienunternehmen im
Wintergarten-Konzepte-Bereich arbeitet,
«beispielsweise ist das Fitness Center geschlossen, bei dem wir regelmässig trainieren. So wird wieder mehr auf Eigeninitiative basieren.»
Das sind sich die wenigen Athletinnen und Athleten, die ihren Sport überhaupt noch ausüben dürfen, aber bereits gewohnt. Obwohl es beim RTV bisher erst einen – im Nachhinein festgestellten – Covid-19- Fall gab, waren auch die Basler schon in Quarantäne, nach einem Spiel gegen einen Kontrahenten mit Corona-Erkrankten.
«Es war eine langweilige Zeit», erinnert sich André Willimann, «mir haben vor allem die sozialen Kontakte gefehlt.»
Unter anderem deshalb ist die momentane Situation auch ein zweischneidiges Schwert für
den Torhüter:
«Einerseits war und bin ich froh, dass wir überhaupt spielen können, andererseits ist es für jene, welche noch
einem Job nachgehen, nicht ganz einfach. Wir haben natürlich mit mehr Menschen Kontakt und das kommt nicht bei allen gut an.»
Um trotzdem mehr oder weniger auf der sicheren Seite zu sein, werden beim RTV regelmässig Corona-Schnelltests durchgeführt, beispielsweise kurz vor jeder Partie.
Eine Rückkehr zum TVD ist (noch) kein Thema.
Trotzdem müssen die Handballer wie alle anderen momentan auf Zuschauer verzichten. Das
ist gewöhnungsbedürftig, wenn man selbst auf dem Feld steht, aber auch bezüglich Freizeit.
«Ich bin mit meinen ehemaligen Teamkollegen beim TV Dagmersellen immer noch in Verbindung und besuche hie und da auch gerne einmal ein Heimspiel. Das ist momentan leider nicht möglich und deshalb sind auch die Kontakte seltener.»
Das heisst aber nicht, dass sein Herz nicht auch für seinen Stammverein TVD schlägt.
«Eine Rückkehr könnte sicher einmal ein Thema sein», erklärt André Willimann, «momentan konzentriere ich mich aber voll auf den RTV Basel.»
Noch in diesem Monat stehen dort Verhandlungen über eine Weiterverpflichtung über diese Saison hinaus auf dem Zettel. Die Meisterschaft 2021/22 wäre dann bereits die zwölfte auf Nationalliga-Niveau für ihn.
Mit vier Spielzeiten bei Suhr Aarau, zwei in Endingen, einer Saison inklusive Cupsieg bei Wacker Thun, zwei bei Kriens-Luzern und bald zwei Jahren beim RTV Basel gehört André Willimann zu den erfahrensten Spitzenhandballer in der Schweiz. Einen solchen Rückhalt wünscht sich jede Mannschaft.